Den folgenden Text veröffentlichte der nationalistische Ideologe Alexander Dugin zunächst auf seinem Telegram-Kanal, dann erschien er auch in der „Literaturnaja Gaseta“ in der Rubrik „Die Meinung“.
Zu den unheilvollsten Kategorien von Leuten gehören die Humoristen und Satiriker. Fast immer sind sie gehässig, dumm, ungebildet und boshaft. Sie betrachten die Welt von unten und von der Kehrseite, streben danach, sie auf die gröbsten und seichtesten Dimensionen zu reduzieren – für die leicht durchschaubaren, niedrigsten Schichten der Gesellschaft. Der Humorist führt den Geist immer auf den Körper und die Materie zurück, das Erhabene auf das Gemeine, das Vernünftige auf die Dummheit.
Die Römer hatten einen besonderen Feiertag – die Saturnalien. Einmal im Jahr wurden alle Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Man riss Witze, redete wirres Zeug, spielte den Clown und pries das Chaos. Das war der Tag der Götter der Unterwelt (für uns – des Teufels). Satire kommt vom Wort Satyr, das ist ein Geschöpf mit einem Schwanz, mit Hörnern und mit Hufen.
Heute aber kennen die Komiker, Humoristen, Satiriker keine Grenzen. Sie möchten, dass die Saturnalien ewig dauern. Humor ist vom Teufel. Er zersetzt den Menschen, verdirbt und erniedrigt ihn. Man darf ihm nur ein winziges Territorium zugestehen – einmal im Jahr. Und muss ihn in der übrigen Zeit strengstens verbieten. Die Selenskis und Galkins sind ja kein Zufall – so etwas ist das natürliche Ergebnis von Humor und Satire. Gib ihnen Freiheit, und die Humoristen werden anfangen, alle zu töten und die Kultur zu zerstören. Die Postmoderne zielt übrigens genau darauf ab.
Screenshot von der Website der „Literaturnaja Gaseta“, auf dem Foto Wolodymyr Selenski, Schauspieler, Komiker und seit 2019 Präsident, und Maxim Galkin, Entertainer, Komiker und seit 2022 „ausländischer Agent“, in einer Unterhaltungsshow des russischen Fernsehens
Ist Ihnen aufgefallen, dass die meisten Standups komplett unlustig sind? Das ist freche, unselige Borniertheit. Erniedrigend und aufdringlich, gewaltsam und sinnlos. Es fehlt ihnen jegliche höhere Ironie und verfeinerte Rhetorik. Ihr Humor ist toxisch, er untergräbt die Moral und die Freiheit.
Die „Literaturnaja Gaseta“, gegründet 1830 von Alexander Puschkin und Anton Delwig und damit eine der ältesten russischen Zeitungen, erscheint jeden Mittwoch und schreibt über Literatur, Kultur, Gesellschaft und Politik. In ihrem Titellogo sind die Silhouetten von Puschkin und Gorki zu sehen.
Sie hat auch eine Ecke für Satire und Humor, genannt „Club der 12 Stühle“, in Anlehnung an den berühmten satirischen Roman von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow. Diesen „Club“ gibt es jede Woche, nicht nur einmal im Jahr, und vielleicht hätte Dugins Text dort besser gepasst?
Aber vielleicht geht die Redaktion auch stillschweigend davon aus, dass ihre Leserinnen und Leser diese „Meinung“ selbst richtig einordnen können.