Die Drohnen, die am 30. Mai bis nach Moskau flogen, haben keinen großen Schaden angerichtet, Menschen wurden nicht verletzt, Häuser stürzten nicht ein. Auf Fotos und Videos sieht man nur leicht geschwärzte Fassaden und zerbrochene Fensterscheiben. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin erklärte, niemand habe deswegen seine Wohnung verlassen müssen.
Aber der Schock sitzt dennoch tief – dass es Moskau getroffen hat, dass es der Krieg, wenn auch nur mit schwachen Ausläufern, bis in die russische Hauptstadt geschafft hat, das ist eine neue Dimension.
In einem Artikel auf der Website des Fernsehsenders „Zargrad TV“, der dem Oligarchen Konstantin Malofejew gehört, wird der Zwischenfall sogar mit dem Sieg der russischen Fürsten über die Goldene Horde der Mongolen vor 650 Jahren verglichen und die Kirche zum Kampf aufgerufen. Hier einige Auszüge aus dem Artikel.
„Kiews ’sonderbegabter‘ Bürgermeister Klitschko ist darauf verfallen, den Moskauern aus der okkupierten Mutter der russischen Städte, aus unserem altehrwürdigen Kiew, zu drohen. Er meinte wohl, es sei an der Zeit, Moskau in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber er hat sich verrechnet. Die Attacke der feindlichen Drohnen auf Moskau ist gescheitert, sie hat kein einziges menschliches Opfer gefordert. Wie sehr es sich auch das vor Hass auf alles Russische übergeschnappte Kiewer Regime gewünscht hat“, betonte der Leiter der ideologischen Abteilung von Zargrad, Michail Tjurenkow. (…)
Screenshot der Website des TV-Senders Zargrad vom 31. Mai 2023
Welche christliche Schlussfolgerung haben wir daraus zu ziehen?
Eine einfache. In der Heiligen Schrift wird ein Gedanke in verschiedener Form hunderte Male ausgesprochen: Fürchtet euch nicht. Der Feind will unter euch vor allem Panik schüren, die zu Kleinmut, sogar zu Verrat führen kann. Aber es gibt auch den Begriff vom „gerechten Zorn“, das Streben, die Feinde Christi nicht nur durch Gebete, sondern auch auf dem Schlachtfeld zu bezwingen.
In der Geschichte Russlands und der russischen Kirche haben oft auch die gottesfürchtigsten Kirchenmänner, die Mönche, zu den Waffen gegriffen. Erinnern wir uns an Osljabja und Pereswet in der Schlacht auf dem Feld von Kulikowo im Jahr 1380, erinnern wir uns an die Verteidiger des Dreifaltigkeitsklosters in Sergijew Posad, als das Kloster Anfang des 17. Jahrhunderts von polnisch-litauischen Aggressoren belagert wurde. Nicht wenige Geistliche kämpften auch an den Fronten des Großen Vaterländischen Krieges, unter ihnen der spätere Hochheilige Patriarch Pimen.
„So müssen wir uns auch heute sowohl mit geistlichen wie mit physischen Waffen rüsten und alles tun, um die ukrainischen Aggressoren aus dem gesamten westrussischen Gebiet zu vertreiben. Viele von den Gegenden, wo sich alte orthodoxe Heiligtümer befinden (zu denen auch das Kiewer Höhlenkloster gehört), sind jetzt der ukronazistischen, pseudorechtgläubigen Sekte der Orthodoxen Ukrainischen Kirche zur Schändung ausgeliefert. Aber wie man weiß – Gott lässt sich nicht schänden. Und der Feind wird sich für jedes russische rechtgläubige Heiligtum verantworten. Und für jeden Schlag, einschließlich des heutigen erfolglosen Drohnenangriffs“, bringt es Michail Tjurenkow auf den Punkt.
Rodion Osljabja und Alexander Pereswet, die im Text genannt werden, waren zwei russische Mönche, die 1380 in der Schlacht auf dem Feld von Kulikowo gegen die Mongolen kämpften.
Das Schlusswort in diesem Artikel spricht der Chef des Senders, Konstantin Malofejew – und vergisst bei aller frommen Gemütsbewegung und dem Dank an alle Heiligen nicht, daran zu erinnern, dass auch die russische Regierung aufgefordert sei zu handeln. (Immerhin hat Putin ja auch bereits erklärt, die Luftabwehr habe zwar kompetent reagiert, aber man könne noch einiges verbessern.)
Es ist ein wirkliches Wunder geschehen. Dutzende von Drohnen wurden heute durch den Feind losgeschickt, um die friedliche Bevölkerung Moskaus und des Moskauer Umlandes zu töten. Doch nicht eine einzige ist explodiert. (…) Unser Herr Jesus Christus und die Hochheilige Gottesmutter haben an diesem Morgen ihr rechtgläubiges Volk beschützt. Die himmlischen Heerscharen, geführt vom Erzengel Michael und vom Patron Moskaus, dem Großmärtyrer Georg dem Siegbringer, haben sich zur Verteidigung des Dritten Roms erhoben. Es bleibt aber zu hoffen, dass unsere Staatsmacht nicht nur auf die himmlischen Beschützer vertraut.
Konstantin Malofejew (Foto: Wikimedia Commons)
Wir wünschen uns, dass die russische Macht sich daran erinnert, dass sie ein Schwert in ihren Händen hält. Ein strafendes Schwert. Mit genügend Wucht, um sowohl die Ausführenden in Kiew wie die Organisatoren in Washington zu bestrafen.“
Nach dem Fall von Konstantinopel, dem „Zweiten Rom“, betrachtete die russisch-orthodoxe Kirche Moskau als neues Zentrum des wahren Christentums, als „Drittes Rom“. Diese Vorstellung gewann im erstarkenden russischen Reich des 17. Jahrhunderts auch politische Bedeutung. Heute wird sie von russischen Nationalisten wie Malofejew wiederbelebt.