RUSSLAND HEUTE

Im Mai 2023 findet zum 71. Mal die Wahl zur „Miss World“ statt, diesmal in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es haben sich schon Teilnehmerinnen aus 90 Ländern angemeldet. Auch Anna Linnikowa aus Russland wird dabei sein. Bei der Wahl zur „Miss Universe“ im Januar in New Orleans war sie nicht unter die letzten 16 gekommen, trotzdem ist sie optimistisch. Unerfreulicher als ihr mittelmäßiges Abschneiden waren ohnehin andere Ärgernisse, wie sie bei Miss-Wahlen eher nicht üblich sind.

Die „Komsomolskaja Prawda“ berichtet:

Russlands Teilnehmerin zur „Miss Universe“ hatte einen Nervenzusammenbruch wegen der Provokationen der Ukrainer – Im Interview mit KP.ru erzählt Anna Linnikowa von der Hetze und von der Unterstützung beim Wettbewerb „Miss Universe“ und von ihren Plänen zur „Miss World“

Die Emotionen zur „Miss Universe“ kochen auch mehrere Tage nach dem Finale noch heftig. Offenbar kann die Welt sich nicht damit abfinden, dass man eine „alte“ Amerikanerin zur schönsten Frau gewählt hat. Über die 28jährige US-Amerikanerin R’Bonney Gabriel, die die älteste Siegerin des Wettbewerbs überhaupt ist, machte man sich anfangs wegen ihres albernen Kostüms lustig, jetzt fordert man sogar, ihr den Titel abzuerkennen. Angeblich waren die Ergebnisse manipuliert, und die Mitglieder der Jury gaben der Amerikanerin keineswegs zufällig ihre Stimmen: mindestens einer der Schiedsrichter war mit Gabriel durch Werbeverträge verbunden …

Doch noch mehr Stress als die Siegerin hatte Anna Linnikowa, die „Miss Russland 2022“, auch wenn sie nicht unter die Top 16 kam. Auf ihren Social-Media-Kanälen wurde sie von Tausenden aggressiver ukrainischer User attackiert, die nicht nur Verwünschungen an die Adresse unserer Teilnehmerin schickten, sondern ihr auch den scheußlichen Hashtag „Miss Genocide“ gaben. Und auch unter den Teilnehmerinnen war die Atmosphäre kühl …

Collage auf Twitter: Miss Russland vor dem zerstörten Theater von Mariupol

Jetzt, nachdem alles beendet ist, ist Anna zu einer Reise durch die Staaten aufgebrochen. Bei unserem Telefonat war es in Moskau schon Nacht – während in Las Vegas gerade der Tag angebrochen war. (…)

Haben Sie alle diese idiotischen Kommentare auf Ihrer Seite über „Miss Genocide“ gelesen und über Ihr Kleid? Es gibt ja eine ganze Verschwörungstheorie dazu. Dass das Kleid angeblich an die Zeiten erinnern soll, als Russland ein Imperium war, dass es alle einschüchtern soll …

Ja, das sehe ich alles. Die erste Zeit hat mich das sehr deprimiert. Vor der Pressekonferenz hatte ich sogar einen Nervenzusammenbruch. Mehrmals musste ich weinen, alle haben es gesehen und begriffen, wie schwer es für mich war. Aber einige Mädchen, zum Beispiel aus der Ukraine und aus der Schweiz, haben mir überhaupt nicht geholfen.

Was das Kostüm angeht, bin ich völlig geschockt. Niemals hätte ich erwartet, dass man es so verdreht. Unsere Nationaltracht hieß „Krone des russischen Imperiums“. Damit wollten wir unserer Geschichte Respekt erweisen, unseren Vorfahren, unserer Kultur. Es sah kaiserlich, schön, feminin aus. Aber im Endeffekt hat man wegen meines Kleides einen Riesenskandal inszeniert, und den aristokratischen dunkelroten Farbton hat man Farbe des Blutes geschimpft …

Haben Sie sofort begriffen, dass man Sie nicht in die Top 16 lässt? Oder haben Sie bis zuletzt gehofft?

Ich bin eine radikale Optimistin und glaube bis zum Schluss an das Beste. Ich habe sogar geglaubt, dass man uns im Wettbewerb nicht nach politischen Kriterien beurteilen wird. Und die Unterstützung war ja auch wirklich ganz enorm. Mir haben Menschen aus aller Welt geschrieben – aus Europa, Mexiko, Venezuela. Viele haben mich unter den ersten 16 gesehen. Und sogar im Saal waren Leute, die geschrien haben: „Russland! Russland, vorwärts!“ Aber leider ist es anders gekommen.

Glauben Sie jetzt noch, dass der Wettbewerb unpolitisch ist?

Ich denke, jetzt haben alle verstanden. Es gibt ein Vorurteil gegen Russland, ganz klar.

Und mit welchen Mädchen haben Sie sich am besten verstanden? Welche Länder waren Russland gegenüber am loyalsten?

Ich habe mich mit dem Mädchen aus Griechenland besonders angefreundet, wir haben uns viel unterhalten. Sie hat mich in schwierigen Minuten umarmt und getröstet. Griechenland, Bulgarien und Kirgistan – das sind meine Top 3.

Was sagen Sie zu der Siegerin?

Wir kennen uns. Wir wollten die ganze Zeit ein gemeinsames Foto machen, aber dann war immer gerade Probe oder ein Interview … So haben wir es nicht geschafft. Sie ist absolut in Ordnung. Sehr arbeitsam und zielstrebig. Ich glaube, mit ihren Verpflichtungen als „Miss Universe“ wird sie sehr gut klar kommen.

Stoßen Sie bei Ihrer Reise durch die USA auf Feindseligkeit von einfachen Amerikanern?

Im Gegenteil, alle sind sehr freundlich – kommen auf mich zu, stellen sich vor, möchten wissen, wie jetzt die Lage in Russland ist. Alles absolut positiv.

Ihr nächster großer Wettbewerb ist die „Miss World“. Bereiten Sie sich schon vor?

Bis jetzt wissen wir nicht einmal das genaue Datum, ich hoffe, es wird Anfang Sommer über die Bühne gehen. Man hat uns schon eingeladen – wir müssen nur noch die offizielle Ankündigung abwarten. Übermäßig große Hoffnungen hege ich nicht, aber man möchte doch glauben, dass Schönheitswettbewerbe über der Politik stehen. Schöpferisch tätigen Menschen muss man Freiheit lassen. Gesang, Sport und viele andere Sphären des Lebens sollten nicht von politischen Ereignissen abhängen.

Und die Hauptsache – wie werden Sie den Stress reduzieren, wenn Sie wieder in Russland sind?

Zu Hause wartet meine geliebte Katze Chloe auf mich, um die sich jetzt meine ganze Familie kümmert. Also zuerst nehme ich meine Katze in den Arm, und dann esse ich was richtig Russisches: Pelmeni und Heringssalat.

https://www.kp.ru/daily/27454/4707928/