RUSSLAND HEUTE

Nach den schweren Beschädigungen der Krim-Brücke durch einen Drohnenangriff der Ukraine in der Nacht zum Montag, dem 17. Juli 2023, wurde der Autoverkehr über die Brücke gestoppt, Tausende russischer Urlauber mussten umkehren. Aber statt eine Reisewarnung auszusprechen oder private Fahrten auf die Krim ganz zu untersagen, empfiehlt das russische Verkehrsministerium eine „alternative Reiseroute“ quer durch das besetzte Territorium im Süden der Ukraine – wohlgemerkt nicht als Rückreiseroute für die auf der Krim festsitzenden Russinnen und Russen, sondern für die Hinfahrt. In der Presse wurde eine Karte mit der empfohlenen Strecke veröffentlicht:

„Alternative Reiseroute auf die Krim“, Quelle: www.kuban.kp.ru

Sie führt von Rostow am Don am Asowschen Meer entlang bis nach Dschankoj auf der Krim. Dschankoj ist ein wichtiger logistischer Knotenpunkt der russischen Streitkräfte mit einem Eisenbahnkreuz und wurde auch schon mehrfach von ukrainischen Drohnen angegriffen.

Das Verkehrsministerium der Russischen Föderation hat die Autofahrer gebeten, eine andere Route auf die Halbinsel zu nehmen – durch die neuen Territorien Russlands.

Weniamin Kondratjew, Gouverneur des Kuban-Gebietes, empfiehlt den Touristen ebenfalls, diese alternative Route zu nutzen. Man gelangt auf die Krim durch das Gebiet Rostow und weiter durch die neuen russischen Territorien, über Mariupol, Berdjansk, Melitopol und weiter auf die Halbinsel.

Sergej Aksjonow (der Gouverneur der Krim, d. Ü.) bat alle, Ruhe zu bewahren und nur den offiziellen Nachrichtenquellen zu vertrauen.

https://www.kuban.kp.ru/daily/27529/4794492/

Auch aus der Touristikbranche kamen schnell beschwichtigende und abwiegelnde Kommentare. Aleksan Mkrtschjan, Vizepräsident der Allianz der Reiseagenturen, gab den Touristen im Interview mit dem Nachrichtenportal Interfax folgende beruhigende Ratschläge:

„Wenn Ihr Urlaub auf der Krim noch bis Ende Juli dauert, dann erholen Sie sich ruhig weiter. Denjenigen, die schon heute oder morgen abreisen müssen, empfehle ich, bleiben Sie nach Möglichkeit noch ein paar Tage länger, bis sich die Lage beruhigt hat. Dann können Sie unbedenklich entweder über die Krim-Brücke nach Hause fahren, wenn sie bis dahin repariert ist, oder durch die nördlich von der Krim gelegenen Gebiete, dort steht jetzt eine gute Verbindung über Melitopol, Berdjansk und Mariupol nach Rostow zur Verfügung“, sagte er zu Interfax.

„Wer noch nicht losgefahren ist, sondern erst in den nächsten Tagen aufbrechen will, sollte seine Reise am besten verschieben. Natürlich werden Kosten wie Hotel oder Eisenbahntickets zu 100 % erstattet, da muss sich niemand Sorgen machen. (…) Und wer eine Reise auf die Krim für August gebucht hat, kann ganz ruhig bleiben und einfach abwarten: Im August können Sie sich schon wieder unbesorgt auf der Krim erholen“, prognostiziert Mkrtschjan.

Allerdings räumt auch der Touristik-Fachmann ein, dass die Krim nicht erst seit diesem erneuten Angriff erheblich weniger Urlauber verzeichnet als vor dem Krieg:

„Natürlich fehlen der Krim in diesem Jahr Millionen an Touristen, das ist klar. Während diese Region früher rund 8 Millionen Touristen jährlich aufgenommen hat, so wäre es in diesem Jahr schon ein großartiges Ergebnis, wenn 3 bis 4 Millionen kommen“, sagte der Experte. (…)

2021 hatte die Krim eine Rekordzahl an Touristen begrüßt – mehr als 9 Millionen. 2022 waren es 6,5 Millionen.

https://tourism.interfax.ru/ru/news/articles/100064/

Die in Moskau erscheinende Tageszeitung „Nowye Iswestija“ ruft heute nachdrücklich dazu auf, sich die Krim auf keinen Fall wegnehmen zu lassen:

Screenshot der Website der „Nowye Iswestija“ vom 18. Juli 2023

„Die Krim kann man nicht stornieren! Die furchtlosen Russen beabsichtigen auch weiterhin auf der Halbinsel Urlaub zu machen“ lautet die Schlagzeile. Weiter heißt es:

Nach neuesten Angaben stornieren russische Touristen massenhaft Reisen auf die Krim für Juli – stattdessen buchen sie für August und September.

Der Terroranschlag auf die Krim-Brücke ist natürlich an den Russen, die in den Badeorten der Halbinsel Urlaub machen wollten, nicht spurlos vorübergegangen. Nach dem Angriff der Wasserdrohnen in der Nacht zum Montag ist ein Teilstück der auf die Halbinsel führenden Straße eingebrochen. Am Abend des 17. Juli wurde auf der einen Hälfte der Fahrbahn der Verkehr in beide Richtungen wieder ermöglicht, aber den Autofahrern wurde empfohlen, für die Hin- und Rückfahrt eine „Landbrücke“ zu benutzen – durch die Gebiete Donezk, Saporoschje und Cherson. Dort bildeten sich sofort kilometerlange Staus.

Kein Problem, dann fahren wir eben im August und September

Die Touristen reagierten augenblicklich auf die Situation. Die Zeitung „Kommersant“ berichtete, dass die Zahl der Stornierungen noch am selben Tag dreimal so hoch war wie sonst, weil viele davor zurückschreckten, durch die neuen Territorien zu fahren. Dafür ging die Zahl der Suchmaschinen-Anfragen nach Hotels an der Schwarzmeerküste, in Anapa und Gelendschik, erwartbar in die Höhe, um 60 bis 70 %. (…)

Dennoch – die Russen haben so schnell nicht vor, die Krim aufzugeben, sie warten jetzt einfach ab, zumal Vizepremier Marat Chusnullin bereits versprochen hat, dass die Brücke innerhalb von drei Wochen wiederhergestellt wird. Daher verschiebt man die Reisen auf August und September. (…)

Ukrainische Blogger schreiben aus diesem Anlass, dass „die Russen auf eigene Gefahr und Verantwortung auf die Krim reisen“. Diese Warnung dürfte sie aber kaum aufhalten …

https://newizv.ru/news/2023-07-18/krym-ne-otmenit-otvazhnye-rossiyane-po-prezhnemu-rasschityvayut-otdohnut-na-poluostrove-413750