RUSSLAND HEUTE

Fatima möchte wie Putin werden

Das ist die dreizehnjährige Fatima Tagirowa aus Derbent in Dagestan, die nie vergessen wird, wie sie von Putin geküsst und dabei auch noch fotografiert wurde.

Die Bilder von Putins „Bad in der Menge“ gingen gestern um die Welt. Putin war nach Derbent gereist, um dort Fragen des Tourismus zu besprechen. Zum Rahmenprogramm gehörte eine Besichtigung der alten Zitadelle und abends eben das „Bad“ in der Bevölkerung. Wobei die Menge, in der er kurz (das Video dauert nicht einmal eine Minute) badete, eher klein und vermutlich handverlesen, dafür aber lautstark und lebhaft war – die Menschen, überwiegend Frauen, schienen ihr Glück kaum fassen zu können. Noch mehr Leute sieht man weiter entfernt hinter Barrikaden stehen, ihnen winkt er leutselig, aber auf Distanz zu (im Video ganz am Schluss zu sehen).

Fatima gehörte zu der kleinen Gruppe, die dem Präsidenten bis auf Tuchfühlung nahekommen durfte. Die „Komsomolskaja Prawda“ hat ihre Geschichte erzählt und am folgenden Tag noch ein Interview mit ihr geführt. Hier der Artikel mit dem Bericht und dem Interview:

Das Mädchen, das es geschafft hat, sich mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin während seines Besuchs in Derbent fotografieren zu lassen, ist mittlerweile im ganzen Land berühmt. Sie stand in der Menschenmenge, die draußen auf der Straße auf das Staatsoberhaupt wartete. Wladimir Putin kam näher, um sich mit den Bürgern zu unterhalten, und so geriet die Schülerin in den Fokus. Der Präsident wurde auf sie aufmerksam und küsste sie.

„Das ist unsere Schülerin“, erzählte Naida Ismailowa, die Direktorin der Schule Nr. 1 von Derbent, stolz der „Komsomolskaja Prawda“. „Da ist der Präsident, und sie steht in den vorderen Reihen. Ich selber stand hinter ihr. Ich denke, oh mein Gott! Sie war so überglücklich, die Gefühle haben sie überwältigt. Sie sagte: Ich bitte Sie, lassen Sie sich mit mir fotografieren! Wir waren sprachlos. Ein einfaches kleines Mädel aus der 7. Klasse! Ich war so angenehm überrascht. Sie selbst war auch ganz verwirrt, weil alles so unerwartet kam, Ich sah, wie ihre Augen brannten. Sie drängte sich zum Präsidenten vor. Die Kleine ist jetzt der Star unserer Schule. Der Präsident hat dann auch noch so schön den Arm um sie gelegt.“

Die „Komsomolskaja Prawda“ hat die dreizehnjährige Schülerin gesucht und gefunden. Das Mädchen heißt Fatima und geht in die 7. Klasse.

„Zu dem Treffen mit dem Präsidenten bin ich mit meiner Mutter und meiner jüngeren Schwester gegangen“, erzählte Fatima uns. „Wir hatten zufällig von Bekannten erfahren, dass Wladimir Wladimirowitsch gekommen ist. Und sind hingegangen, um Fotos zu machen. Das war meine Idee. So eine Gelegenheit hat man nur ein einziges Mal, warum sie nicht nutzen. Mama hat mich sofort unterstützt. Wir sind schon ganz früh hingegangen. Sieben Stunden haben wir gewartet, aber das war es wert. Ich wollte nicht weggehen, habe bis zuletzt gewartet.“

„Und wie hat es sich ergeben, dass der Präsident gerade zu euch gekommen ist?“

„Ich hatte eine Vorahnung, dass er genau dorthin kommt, wo ich stehe. In dem Moment, in dem ich ihn gesehen habe, fingen alle an zu kreischen. Und er kam auf uns zu. Ich war wie im Schock. Ich hatte ein Gefühl, als würde ich auf einen Fernseher schauen. Ich konnte nicht glauben, dass ich den Präsidenten sehe. Wladimir Wladimirowitsch ging sofort zu uns. Ich brachte kein Wort heraus. Das Foto hat meine Mutter gemacht. Beim ersten Mal hat es nicht geklappt. Es waren zu viele Leute da. Wladimir Wladimirowitsch blickte nicht immer in die Kamera. Mama bat ihn: Wladimir Wladimirowitsch, bitte, schauen Sie auf mich. Er hat mich dann ein wenig umarmt.“

„Die Direktorin deiner Schule hat gesagt, das war dein Traum?“

„Das war wirklich mein Traum, das war mein Lebensziel – mit dem Präsidenten fotografiert zu werden. Alle meine Mitschüler und Freunde schreiben mir jetzt, sie sagen, das ist toll. Sie freuen sich, dass ich das Foto machen konnte. Die Lehrer sagen mir, dass ich der Star der Schule bin. Ich bin so froh. Es ist ein Gefühl wie im Märchen. Meine Schwester ist auch froh, sie konnte ihn leicht berühren. Meine Eltern sind stolz auf mich. Meine Freunde sagen, das hätte ich ganz prima gemacht.“

„Was möchtest du dem Präsidenten durch unsere Zeitung ausrichten?“

„Ich würde ihn gern noch einmal treffen, nur dann in anderer Umgebung. Ich möchte ihm sagen, dass er ein sehr aufrichtiger, guter Mensch ist, an ihm müssen sich alle messen. Ich möchte ihm ähnlich sein.“

Fatima hat in der Schule lauter Einsen und Zweien, ihr Hobby ist Klavierspielen. Sie will Juristin oder Ökonomin werden.

Screenshot der Website mit dem Artikel und der Überschrift: „Er ist ein sehr aufrichtiger, guter Mensch“: Das Mädchen aus Derbent enthüllte das Geheimnis, wie es ihr gelang, mit Wladimir Putin fotografiert zu werden

Originaltext, Fotos und Video findet man hier: https://www.kp.ru/daily/27522/4786150/

Das Video allein kann man auch auf dem Youtube-Kanal der Exilzeitung „Medusa“ sehen: https://www.youtube.com/watch?v=4EPP-IQqSOA

Bei Youtube stehen unter diesem Video inzwischen (Stand 30. Juni) knapp 1300 russischsprachige, meist nicht so schmeichelhafte Kommentare. Es gibt viele Spekulationen um einen Doppelgänger. Einige wundern sich, warum diese Begegnungen mit der Bevölkerung im Dunkeln stattfinden („Scheut Putin das Sonnenlicht?“) – auch in Mariupol im Februar war es spät abends oder sogar mitten in der Nacht auf einem verlassenen Kinderspielplatz gewesen. Andere fühlen sich an ähnlich emotionale Szenen um King Jong-un erinnert („Kommen die Drehbuchautoren für dieses Schauspiel aus Nordkorea?“). In einem Kommentar wird Putin sogar ironisch mit Jesus verglichen: „Er kommt zum Volk, und die Blinden sehen, die Lahmen gehen, und die Tauben hören.“ Wenn man im Interview liest, wie glücklich Fatimas kleine Schwester darüber ist, dass sie den Präsidenten „leicht berühren“ konnte, ist das gar nicht mal so weit hergeholt.